Centre des arts-Kulturzentrum
Etablissements scolaires
Etablissements scolaires
LAGE / PROGRAMM
Die Ecole Internationale de Genève (International School Genf), auch Ecolint genannt, spielt im Kanton Genf eine bedeutende Rolle. Die moderne und weltoffene Schule steht seit mehreren Jahrzehnten für qualitativ hochstehende Pädagogik und respektiert dabei die kulturellen und individuellen Eigenheiten ihrer Schülerinnen und Schüler. Die seit 1929 auf dem historischen Gelände der Grande-Boissière gelegene private Institution geniesst die Vorzüge eines eindrücklichen Grundstücks: die Lage am Stadtrand, der leichte Zugang sowie die prestigeträchtigen Gebäude (Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert, Orangerie, Nebengebäude, Park und Wald).
Weil die Räumlichkeiten für künstlerische Disziplinen völlig ungeeignet und veraltet wirkten, überdachte die Ecolint ihr Konzept auf diesem Gebiet. So entwickelte sich die Idee, ein neues Gebäude ausschliesslich für die künstlerische Bildung in den Campus zu integrieren. Die Planung wurde dem Pariser Architekten Jean-Michel Wilmotte übertragen, in Zusammenarbeit mit dem Genfer Büro Brodbeck–Roulet, das für die Ausführungsphase zuständig war. Das Gebäude umfasst ein professionelles Theater, ein Auditorium mit 180 bis 400 Plätzen, Ateliers für Schauspiel, Tanz und Tonaufnahmen, verschiedene Ausstellungsflächen, Büros und Mehrzweckräume für Kurse und Vorträge. Die Angebotsvielfalt und die Qualität der Ausstattung des Kulturzentrums zeugen von den ehrgeizigen Ansprüchen der Schule. Die Öffnung des neuen Gebäudes für lokale und regionale Kulturschaffende offenbart zudem ihre innige Verbundenheit mit der Stadt.
PROJEKT
Wie kann ein Vorhaben dieses Ausmasses in ein so aussergewöhnliches Gelände integriert werden? Die Antwort ergibt sich aus der Anordnung von zwei Gebäudeflügeln in L-Form und deren ausgewogenen Gliederung in geschlossene und offene Fassaden mit Blick auf die Landschaft. Der Bau tritt in einen Dialog mit den anderen Gebäuden (der Haupteingang des Kunstzentrums gegen über der Caferetia des Campus), dank der sanften Einbettung in den Hang wird sein Volumen nicht als dominant empfunden.
Die äussere Erscheinung ist schlicht. Auf einem markanten Unterbau erheben sich die beiden mit einer halb lichtdichten, halb durchsichtigen Glashülle versehenen Obergeschosse. Diese homogene, fast industriell wirkende Fassade bietet viele optische Effekte, die sich aus dem Gewimmel im Innern (Aktivitäten in den Arbeitsräumen, Kulturevents) und den äusseren Bedingungen (Sonnenstand, unterschiedliche Jahreszeiten, nächtliche Stimmungen) ergeben. Die Nüchternheit wiederholt sich im Innern des Gebäudes, wo unbearbeitete Materialien, natürliche Oberflächen und nur wenig Farbe der Kreativität der Nutzerinnen und Nutzer Platz lassen. Die opalartige, leichte, elegante, auf einem Raster aufgebaute Architektur lässt die komplexe Umsetzung kaum erahnen. Für die Weitläufigkeit der Räume beispielsweise bedurfte es einer Kombination von Spannbeton-Hohlkörperplatten und Wandelementen aus Beton, mit integrierter Isolation, 12 m hoch und 45 cm stark, alle vorfabriziert und mit Spezialanlieferungen angeliefert.
Die hochqualifizierte technische Umsetzung unter dem Minergie-Label wurde dank der hervorragenden Zusammenarbeit von spezialisierten Ingenieuren ermöglicht. Die unanfechtbare Ausdruckskraft des Kunstzentrums Ecole Internationale de Genève bringt frischen Wind auf den Campus. Dreihundert Jahre nach seiner Erschaffung wird das Anwesen der Grande-Boissière bereichert durch einen gewagten Bau, ein bedeutendes architektonisches Wahrzeichen und eine kulturelle Drehscheibe für Genf.