Im Lenz - D

LAGE / GESCHICHTE

Über 120 Jahre hat die Firma Hero auf ihrem Areal östlich des Bahnhofs von Lenzburg AG Lebensmittel produziert. Nach dem Umzug der Firma im Jahr 2011 an den Stadtrand, entstand auf dem 61 500 m2 grossen Gelände das neue, nachhaltige Stadtquartier Im Lenz. Ab 2008 hat die Losinger Marazzi AG das Areal in enger Zusammenarbeit mit der Grundeigentümerin, der Genossenschaft Elektra Birseck (EBM), und der Stadt Lenzburg erfolgreich entwickelt. Von der Grundsteinlegung im September 2013 bis zur letzten Übergabe im März 2018 wurden auf dem früheren Fabrikgelände rund 500 Wohnungen sowie 20 000 m2 Büro- und Gewerbeflächen mit rund 800 Arbeitsplätzen erstellt.

KONZEPT / ARCHITEKTUR

Mit der Erneuerung besteht das frühere Hero-Areal nun aus zwölf Gebäuden. Die Architektur orientiert sich am Wandel vom einstigen Industriestandort zum modernen Wohn- und Geschäftsquartier. Der Rhythmus von weiten Plätzen und Höfen, mächtigen Bauten und teils dramatisch engen Gassen lässt den industriellen Charakter weiterleben ; die sorgfältige Anordnung der Gebäude schafft trotz hoher Dichte eine Abfolge städtischer Aussenräume mit unterschiedlichen Qualitäten.

Zum Teil wurden alte Hero-Liegenschaften im neuen Quartier eingebettet. Die augenfällige, dreieckige Form der ehemaligen Lagerhalle ging zum Beispiel im neuen Gewerbe- und Geschäftshaus Im Fokus auf. Auch die frühere Spenglerei aus dem Jahr 1886 wurde vollständig renoviert und mit dem neuen, 12-stöckigen Wohn- und Geschäftshochhaus Im Puls / Gleis 3 vereinigt. Und das frühere Hero-Verwaltungsgebäude am westlichen Rand des Areals wurde umgebaut und zum Wohn- und Geschäfts-haus Im Flügel aufgestockt. Dabei mussten strenge Vorgaben der Stadtbildkommission von Lenzburg eingehalten werden.

Das Gebäude Im Fluss ist als reines Geschäftshaus konzipiert, während das Gebäude Im Kreis eine Mischform von Wohnen und Arbeiten bietet – beides sind Neubauten. Daneben wurden auf dem Gelände fünf neue Wohnliegenschaften erstellt: Sie tragen die Namen Im Park, Im Hof, Im Grün, Im Holz und Im Nest. Hinzu kommt das Wohn- und Pflegezentrum Tertianum im Lenz mit 70 Pflegezimmern und 40 betreuten Wohnungen.

Als zentrale Begegnungszone im Quartier dient der Markus Roth-Platz, wo das Kunstwerk «Rise of a found fount» von Bob Gramsma ins Auge sticht. Grosszügige Freiflächen wie der Aabach-Park dienen als Erholungszonen.

ENERGIEKONZEPT / NACHHALTIGKEIT

Das nachhaltige Quartier Im Lenz ist erst das dritte Areal der Schweiz, das mit dem Zertifikat 2000-Watt-Areal ausgezeichnet wurde. Alle Neubauten auf dem Areal entsprechen den strengen Kriterien des MINERGIE®-Standards und wurden mit möglichst wenig grauer Energie erstellt. Für die hohe Qualität der Aussenräume und die Massnahmen zur Förderung der Biodiversität wurde das Quartier von der Stiftung Natur und Wirtschaft ausgezeichnet. Alle Flachdächer im Quartier sind extensiv begrünt.

Die Produktion von Warmwasser und Heizenergie erfolgt sehr umweltfreundlich über eine eigene, zu 100 % CO2-neutrale Energiezentrale. Dort wird die Energie zu 95 % mit Holzschnitzeln erzeugt ; ein Biogaskessel sorgt für die Spitzenabdeckung.

Das Mobilitätskonzept ist ebenso nachhaltig ausgelegt: Vom Quartier Im Lenz sind es zu Fuss nur wenige Minuten bis zum Bahnhof. Mehr als 1 200 Veloparkplätze auf dem Areal sowie vielfältige Begegnungszonen fördern den Langsamverkehr. Mobility-Autos können am Bahnhof gemietet werden.

Zum Konzept des nachhaltigen Stadtquartiers gehört die «ImLenz-App». Das originelle Tool zeigt den eigenen Energieverbrauch an, dient als Austauschplattform und bietet auch praktische Informationen über den Lebensraum. Die Losinger Marazzi AG hat die App gemeinsam mit einem Spin-off der ETH Zürich entwickelt und damit einen Innovationspreis gewonnen.