Square - D
Etablissements scolaires
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GESCHICHTE/LAGE
SQUARE ist eine Erweiterung des Campus der Universität St. Gallen (HSG) auf dem Rosenberg, einer durchgrünten Anhöhe nördlich des historischen Stadtzentrums. Die Universität nennt den Neubau ein «Experimentierfeld» für neue Formate des Lernens und Lehrens, die, wenn sie reif sind, in die «normale» HSG-Ausbildung integriert werden. Er befindet sich auf dem Hügelrücken, auf einer bisher noch unbebauten Parzelle. Mit der ursprünglichen Universitätsanlage der Basler Architekten Förderer, Otto und Zwimpfer von 1963 und dem 1989 eingeweihten Bibliotheksgebäude von Bruno Gerosa aus St. Gallen bildet SQUARE eine Abfolge von Institutsbauten, die entlang dem östlichen Rand der Guisanstrasse diskret in eine Parkanlage eingebettet sind. Alle drei benachbarten Anlagen vertreten mit ihrer Architektur eine unterschiedliche Generation von Bildungsbauten und Bildungsidealen.
Für die Architektur des Bauwerks mit seinem ungewöhnlichen Programm wurde 2018 ein eingeladener anonymer Wettbewerb mit renommierten Büros aus unterschiedlichen Ländern durchgeführt. Das Büro von Sou Fujimoto Architects mit Sitz in Tokyo and Paris konnte sich mit seinem Projekt «Open Grid» (offenes Raster) durchsetzen. Das Preisgericht bescheinigte ihm «eine hervorragende Interpretation und Umsetzung des didaktischen Konzeptes». Dank zahlreichen Grossförderern und Spenden von HSG-Alumni konnte der Betrieb, wie im ehrgeizigen Fahrplan vorgesehen, nach einer kurzen, rund zweijährigen Bauzeit im Frühlingssemester 2022 aufgenommen werden. Als Generalunternehmer mit der vollen Kosten-, Qualitäts- und Termingarantie leistete HRS Real Estate AG dazu einen essenziellen Beitrag.
KONZEPT/ARCHITEKTUR
Das auf einem strengen quadratischen Raster von 10 x 10 Metern aufgebaute «Experimentierfeld» verläuft parallel zur nordöstlichen Parzellengrenze. Der achsensymmetrische Grundriss basiert auf 29 Rasterfeldern: der nordöstliche Teil bildet ein Quadrat aus 25 Feldern, mit einer Reihe von drei Feldern und einem abschliessenden einzelnen Feld. Mit dem Zugang auf der Symmetrieachse wird das Gebäude nach Südwesten abgeschossen. Es ist zum Hauptkörper des benachbarten Bibliotheksbau wie auch zum geraden Abschnitt der angrenzenden Guisanstrasse leicht abgedreht und wird als Solitär von verschiedenen Zugangswegen umgeben. Nur wenige benachbarte Rasterfelder verfügen über dieselbe Höhe. Teils überdecken ihre Dachplatten das Niveau von nur einem, teils von zwei oder drei Geschossen, für die ein Höhenraster von 5 Metern gilt. Teils werden sie mit einem zusätzlichen Aufbau im halben Höhenrastermass gekrönt. Gegen das Zentrum nimmt die Höhe der Rasterfelder grundsätzlich zu. Dadurch ergibt sich von aussen das Bild eines asymmetrischen, geometrisch abstrahierten Gebirges mit Gipfeln, Plateaus, Nischen und Terrassen, bei dem jedes Rasterfeld durch seine transparent oder opak verglaste Fassade auch vom Strassenniveau her klar erkennbar bleibt.
Im Inneren wird das Projekt seinem Namen «Open Grid» vollends gerecht: Über einem fensterlosen Kellergeschoss mit Garderoben, Toilettenanlagen und Lagerräumen bestimmt auf drei Niveaus der regelmässige Beton-Stützen- und Balkenraster die räumliche Struktur und den architektonischen Ausdruck. Er lässt ein gleichmässiges, orthogonales Raumfachwerk entstehen, das vom Erdgeschoss bis zur Dachuntersicht erkennbar ist und im Atriumbereich auch ein dreidimensionales «Schweizerkreuz» hervorbringt. Ganze oder halbe Bodenrasterfelder sind mit relativ weit gespannten Unterzugsdecken ausgefacht, deren Deckenstärke der Seitenlänge der Stützen entspricht. Um den Farbton der Stützen mit dem der Ortbetondecken, -Wänden und -Unterzügen anzugleichen, wurden sie mit Weisszement unter Zugabe von Pigmenten hergestellt. Die ganz oder halb offenen Rasterfelder schaffen ein Raumkontinuum, das sich über alle drei oberen Geschosse erstreckt. Ein zentrales Atrium mit geschwungenen und geraden Treppenläufen bildet das Zentrum von SQUARE. In zwei peripheren Rasterfeldern und einem Rasterfeld an der Symmetrieachse befinden sich aussteifende Kernelemente. Mobile und fix installierte Trennwände verlaufen entlang der peripheren Rasterfelder hinter den Stützen.
Das weitgehend überschaubare Raumgefüge ohne Hierarchien soll eine «Lagerfeuermentalität» ermöglichen, in der ein vertrauensvoller Austausch aller Akteure auf Augenhöhe stattfinden kann. Die Anlage wird mit einem Portal oder einem Marktplatz verglichen, der sich frei auf ganz unterschiedliche Art bespielen lässt. SQUARE bietet einen öffentlichen Raum für den kritischen Diskurs – auch für alle, die keine Angehörigen der HSG sind. Der Austausch soll auch bei Musik, Barista Kaffee und (eigens gebrautem) Bier stattfinden können. Inspiration finden Besuchende unter anderem im «Discovery Grid» im Erdgeschoss, einer Art Fundgrube für sorgfältig ausgesuchte Objekte.
NACHHALTIGKEIT
Der Materialeinsatz konnte durch ein innovatives Hohlkörpersystem, das für die Deckenkonstruktion verwendet wurde, um rund 20 Prozent reduziert werden. Für die Bodenplatte, die Decke im Untergeschoss, die Aussenwände und die Wände ohne Sichtbeton kam ressourcenschonender Beton aus recycelter Gesteinskörnung aus der Region zum Einsatz. SQUARE ist mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Das Gebäude nutzt die Umgebungswärme über 65 Erdsonden mit je 200 m Tiefe sowie eine Wärmepumpe zum Heizen und Kühlen.