Hauptsitz Postfinance
Bâtiments administratif et commerces
Bâtiments administratif et commerces
LAGE / GESCHICHTE
HRS lancierte die Idee eines Bürohochhauses für das BEA-Messegelände und die neue Arena in der Umgebung des Entwicklungsschwerpunkts Wankdorf. Das Terrain zwischen dem BEA-Messegelände und der Autobahn A6 Bern-Thun wurde bis anhin als Agrarland und für Velounterstände genutzt. Im Juni 2008 beschloss die Post-Konzernleitung, die bisher auf fünf Standorte in Bern verteilten Arbeitsplätze zusammenzufassen. Das Nordquartier bot sich an, da im anliegenden PostFinance Arena- Areal bereits 450 Personen beschäftigt sind. Am 30. November 2008 befürwortete die Berner Bevölkerung mit starkem Mehr die erforderliche Zonenplanänderung. HRS schrieb daraufhin im Frühjahr 2009 aus eigener Initiative einen Projektwettbewerb aus. Unter 14 Teilnehmern setzte sich die Architektenarbeitsgemeinschaft Büro B / Overhage & Roggo mit ihrem Entwurf durch. Die Veräusserung des Baulands und die Abgabe im Baurecht bedingten eine weitere Volksabstimmung am 13. Juni 2010. Im September 2010 erfolgte der Spatenstich und im Frühjahr 2013 konnte das Hochhaus übergeben werden.
KONZEPT
Das weit sichtbare, unregelmässige Hexagon über dem langgestreckten Sockelbau prägt das Messeareal, ohne es zu dominieren, und visualisiert schon von weitem die städtebauliche Vorstellung eines modernen Bern. Nach knapp 50 Jahren wurde mit dem 13-stöckigen, 55 Meter hohen Bau mit der doppelten Glasfassade erstmals wieder ein Hochhaus in der Landeshauptstadt gebaut. Transparenz, Reflexion und lebendige Gliederung bestimmen die Wahrnehmung der PostFinance-Fassaden. Die Bauherrschaft legte Wert auf eine schlichte und bescheidene, aber für die Angestellten gleichwohl ansehnliche Ausstattung sowie auf hohe Energieeffizienz und nachhaltiges Bauen.
Die Grossraumflächen von etwa 1000 m2 pro Etage gruppieren sich um eine Kernzone mit den Liftschächten, dem Treppenhaus, den Toiletten sowie den Lounges oder Verpflegungsräumen. Lounges und Verpflegungsräume alternieren von Stockwerk zu Stockwerk. Im obersten Geschoss wurden Parkettböden verlegt, alle anderen Etagen verfügen über einen Nadelfilz-Belag. Die Arbeitsplätze sind alle fensternah eingerichtet. Im Verwaltungsratsgeschoss richteten die Architekten Ecken und Lounges für Arbeitssitzungen und kleinere Besprechungen ein.
Der Ausbau blieb bewusst bescheiden. Die Treppen sind aus geschliffenem Kunststein, die Böden in der Lobby aus geschliffenem Ortbeton, die Treppenhäuser unverputzt (Sichtbeton), die Wände im Sockelgeschoss ebenfalls aus sandgestrahltem Ortbeton, die Deckenpaneele im unteren Teil des Sockelgeschosses aus Lochblech. In den Obergeschossen bestimmen die abgehängten Wärme- Kühlelemente das Deckenbild. Den Wänden der Kernzonen verleiht der aufgespachtelte Epoxidharz-Stucco ein dankbar entgegengenommenes Cachet. Jede Etage verfügt über ihr eigenes Grossobjekt bildender Kunst in der Kernzone.
Die Fassaden sind doppelschalig angelegt. Die einfach verglasten, in drei verschiedenen Grössen montierten Vorfassaden mit den umlaufenden Trägerprofilen aus Aluminium schützen die Sonnenstoren vor Wind und Turbulenzen. Die 60 Zentimeter breiten Wartungsgänge zwischen den Fassaden erleichtern den Zugang zu den Sonnenstoren, den Antrieben und nicht zuletzt das Reinigen. Die Innenfassaden sind dreifach verglast.
Die für 80 Personen ausgelegte Cafeteria mit der kleinen Küche im ebenerdigen Sockelgeschoss steht auch Besuchern und Passanten offen. Sie bietet einen angenehmen Ausblick auf das mit Lavendel, Kräutern, Gräsern, aber auch Erdbeeren bepflanzte Sockeldach. Die Mitarbeitenden gelangen mit dem zentralen Lift direkt in die Einstellhalle. Besucher erreichen die Einstellhalle über einen externen Lift.
ENERGIEKONZEPT
18 Sonden in 330 Meter Tiefe liefern über Wärmepumpen die gewünschte Niedertemperaturwärme, die über Heizdecken abgegeben wird. Die Decken sind als kombinierte Heiz-/Kühldecken ausgelegt. Bei hohen Temperaturen lässt sich das System umkehren und als Klimaanlage nutzen. Die Restwärme der Abluft wird über Wärmetauscher genutzt und in den Heizkreislauf zurückgeführt. Das System ist so ausgelegt, dass die Temperaturen unabhängig von Sonneneinstrahlung und Schattenseiten konstant bleiben. Kältekompressoren springen bei hoher Sonneneinstrahlung ein oder wenn die Erdsonde keine Kälte mehr produziert.
Die Aussenluft wird zentral erfasst und in die Technikzentrale im Untergeschoss geleitet, dort aufbereitet und über die Steigzonen in die Geschosse überführt. Die Feinverteilung erfolgt über den Hohlboden und die Bodenquellauslässe. Die Abluft strömt in die Korridore und wird in den Kernzonen abgesogen. Zur technischen Ausstattung des Hauses gehört auch ein Notstrom- Speicher. Im Batteriebetrieb können 100 Arbeitsplätze 4-5 Stunden lang versorgt werden. Der Bau ist MINERGIEECO ® zertifiziert. 80% des benötigten Betons stammen aus der Wiederverwertung.
BESONDERHEITEN
Anspruchsvoll bei der Errichtung des Hauptsitzes PostFinance waren die knappe Bauzeit, die unerwartete Einbindungstiefe und der Zwang, den Zugang zu den Einstellplätzen der Messe und der Arena nicht zu unterbrechen. Vorfabrizierte Betonplatten ermöglichten einen provisorischen Zugang. Der Aushub erfolgte im Nachteinsatz. Die Stützpfähle reichen in 32 Meter Tiefe hinab. Da die Einbindungstiefe anders ausfiel als geologisch prognostiziert, mussten die Fundamente teilweise sechs Meter höher gesetzt werden. Hinzu kam, dass die Elektround Telefonleitungen, Glaskabel, Wasserversorgung und Kanalisationsleitungen zur PostFinance-Arena durch die Baugrube führten. Die Techniker mussten entsprechend neue Erschliessungsleitungen legen und umschalten, bevor die alten Leitungen zurückgebaut werden konnten.