Presswerk Arbon - D

Culture - Sports - Loisirs

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Presswerk Arbon - D, Arbon

LAGE/GESCHICHTE

Lastwagen werden in Arbon (TG) längst keine mehr gebaut. Seit 2007 besteht auf dem früheren «Saurer WerkZwei-Areal» ein Gestaltungsplan, mit dem das Industriegelände in einen neuen Stadtteil von Arbon verwandelt wird. 2012 hat die HRS Real Estate das gut 200 000 m2 grosse Areal westlich des Bahnhofs gekauft, um es kontinuierlich zu entwickeln. Dabei wurde es in die Baufelder A bis M aufgeteilt.

Das an dieser Stelle beschriebene Projekt «Presswerk Arbon» befindet sich auf dem Baufeld A2 am nördlichen Rand des Areals an der Hamelstrasse vis-à-vis des Bahnhofs Arbon. Das zwischen 1905 und 1910 erbaute Gebäude diente der Stickereifabrik Heine bis in die 1940er-Jahre als Energiezentrale. Später nutzte die Firma Saurer das Gebäude als Presswerk für Carrosserieteile, heute steht es unter Denkmalschutz. 2016 sanierte die HRS Renovation AG die Gebäudehülle grundlegend und damit den Grundstein für das neue Kultur- und Kunstzentrum «Presswerk Arbon» legte.

In der Halle Süd richtete der Oldtimerclub Saurer ein Schaulager für Oldtimer und Textilmaschinen. Die Halle Nord nutzt die Kulturzentrum Presswerk AG für Veranstaltungen: Bis zu 700 Besucherinnen und Besucher geniessen dort Kunst, Musik, Tanz, Theater und Ausstellungen. Der Kopfbau beherbergt seit Sommer 2017 die Musikschule Arbon.

DENKMALSCHUTZ

Das frühere Presswerk ist eine Stahlbetonkonstruktion in Hennebique-Bauweise. Der französische Bauingenieur François Hennebique (1842 – 1921) gehörte zu den Pionieren der Verwendung von Stahlbeton; sein System wurde europaweit in zahlreichen Gebäuden verbaut. Weil es in Arbon nur zwei Gebäude in Hennebique-Bauweise gibt, ist das frühere Presswerk aus architekturhistorischer und konstruktionsgeschichtlicher Sicht von Bedeutung.

Eine grosse Bedeutung hat das Presswerk auch aus wirtschaftshistorischer Sicht: Als einziges Gebäude wurde es von beiden Arboner Weltfirmen Heine und Saurer über längere Zeit gemeinsam genutzt. Aus diesen Gründen stehen die Gebäudeteile unter Denkmalschutz. Eine Ausnahme bildet die frühere Autoreparaturwerkstatt, die westlich an das Presswerk angebaut war.

SANIERUNGSKONZEPT

Die Hallen des früheren Presswerks wurden bis auf die tragende Struktur zurückgebaut. Danach erfolgte eine historisch getreue Restaurierung und Instandstellung des Dachs und der Fassade: Das Sichtmauerwerk der Ostfassade musste zur Reinigung mehrmals abgelaugt werden.

Die Stahlfenster der Halle Süd sowie die Fensterbänke und Fensterverkleidungen haben eine ebenso gründliche Sanierung erfahren, wobei alle Fenstergläser ersetzt wurden. Unter Vorgaben des Denkmalschutzes wurden zudem für die Halle Nord und den Kopfbau neue Holzfenster hergestellt und eingebaut. Teil des Projekts war auch der Rückbau der früheren Automobilwerkstatt, die westlich an das sanierte Gebäude angrenzte. Für den Endausbau des Presswerks waren die heutigen Nutzer zuständig.

BESONDERHEITEN

Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, musste zuhanden der Denkmalpflege ein Restaurierungskonzept vorgelegt werden. Als grösste Herausforderung erwies sich dabei die historische getreue Nachbildung der filigranen, bis zu fünf Meter hohen Holzfenster mit ihren extrem schlanken Profilen. Dabei mussten die aktuellen Anforderungen an den Schallschutz berücksichtigt werden. Zudem mussten die Fenster mit Isolierglas ausgestattet werden. In Absprache mit der Denkmalpflege wurde schliesslich entschieden, die fünf Meter hohen Fenster in drei Teilen herzustellen, um allen Ansprüchen gerecht zu werden.

Auch die Sanierung der Stahlfenster erfolgte gemäss den Auflagen des Denkmalschutzes. Für die Reinigung der Fensterrahmen kam das effektive, aber schonende System des Trockeneisstrahlens mit festem Kohlendioxid (CO2) zum Einsatz. Das Trockeneis hat eine Temperatur von minus 78,9 Grad und trifft mit hoher Geschwindigkeit auf das zu reinigende Material, wobei der Untergrund nur minimal geschädigt wird. Das CO2 verflüchtigt sich nach dem Trockeneisstrahlen vollkommen in der Umgebungsluft und verschwindet rückstandslos. Nach der Reinigung wurden die Rahmen der Stahlfenster frisch lackiert.

Damit es mit dem Erscheinungsbild der damaligen Epoche übereinstimmt, wurde das neu eingesetzte Glas im damals üblichen Fourcault-Verfahren hergestellt. Dabei wird ein endloses, flaches Glasband vertikal direkt aus der Glasschmelze gezogen.

ENERGIEKONZEPT/NACHHALTIGKEIT

Während das Schaulager des Oldtimerclubs Saurer ohne Heizung auskommt, sind die Musikschule Arbon und die Eventhalle an den Wärmeverbund des Energieparks Morgental angeschlossen. Der Energiepark, betrieben von der Elektra Birseck Münchenstein (EBM), produziert die Fernwärme zum grössten Teil aus Klärgas, aus dem Abwasser der ARA Morgental sowie aus Altholz.